Das Pflegesystem - wie ist der Job wirklich?

Spricht man vom Pflegesystem, so werden damit weniger die theoretischen Ziele und Aufgaben angesprochen. Vielmehr geht es immer wieder um die Frage, wohin das Pflegesystem in seiner jetzigen Organisation und Struktur hinsteuert.

 

Jedem ist klar, dass unsere Gesellschaft immer stärker altert. Im Fachjargon spricht man dann von einem demographischen Wandel. Seit Jahren ist dieser Umstand bekannt, was selbst die vielfältigsten Studien zum Pflegebedarf in einigen Jahren beweisen. Denn man geht heute schon davon aus, dass im Jahr 2030 rund 200.000 Pflegekräfte fehlen werden.

(Quelle: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/fehlplanungen-und-mangelndes-personal-aid-1.3508413, Zugriff am 27.03.2018)  Warum aber wird mit diesem Wissen und statistischen Erhebungen ebenfalls seit mehreren Jahren nichts weiter getan? Wieso ist der hinlänglich bekannte Pflegenotstand immer noch nicht annähernd behoben? Diese und andere Fragen lassen sich nur schwer bis gar nicht beantworten. Hingegen lassen sich grundlegende Fragen in Bezug auf das Pflegesystem beantworten.

 

Welches Ziel hat das Deutsche Pflegesystem?

 

Grundsätzlich hat das deutsche Pflegesystem zum Ziel, dass alte und kranke Menschen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld betreut und gepflegt werden. Die Heimunterbringung soll dabei eigentlich als letzte Option angesehen werden. Doch die Neustrukturierung der Pflegestufen bringt es prinzipiell mit sich, dass weit mehr ältere Menschen als bisher als pflegebedürftig eingestuft werden. Doch die derzeitige Situation in den Familien ermöglicht es nicht immer, dass ältere und pflegebedürftige Menschen zu Hause von ihren Angehörigen betreut und gepflegt werden. Was also bleibt sind die Angebote und Möglichkeiten der Pflegebranche. Vom mobilen Pflegedienst, betreuten Wohngemeinschaften bis hin zum stationären Aufenthalt in Alten- und Pflegeheimen wird demnach alles gebraucht. 

 

Was sollte man für den Beruf als Altenpfleger mitbringen?

 

Zunächst einmal sollte man diesen Beruf nicht nur als Möglichkeit zum Geldverdienen betrachten. Mehr als jeder andere Pflegeberuf ist der des Altenpflegers in erster Linie davon geprägt, dass man mit Sozialkompetenz, Einfühlungsvermögen und einer hohen Verantwortungsbereitschaft ältere und kranke Menschen betreut, unterstützt und pflegt. Je nach Pflegegrad kann das sehr unterschiedlich intensiv sein.

 

Worauf muss man sich als gut ausgebildeter Altenpfleger einstellen?

 

Ganz egal, ob man gerade die Ausbildung zum Altenpfleger abgeschlossen hat oder als Quereinsteiger sich der Pflege älterer und kranker Menschen widmet: In jedem Fall ist dieser Beruf nicht nur von einfühlsamen Gesprächen, Verbandwechsel und dem Anreichen von Essen bestimmt. Vielmehr wird von einem gut ausgebildeten Altenpfleger erwartet, dass er gut organisieren kann, verantwortungsbewusst und konzentriert der täglichen Arbeit nachgeht und sich offen gegenüber Schicht- und Wochenenddiensten zeigt. Neben der durchaus körperlich schweren Arbeit und der zum Teil psychischen Belastung kommen auch  viele bürokratische Aufgaben hinzu, die das moderne Arbeitsleben in einem Alten- und Pflegeheim mitbestimmen.

 

Was müsste sich verändern, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen?

 

Wer sich fragt, was in der Pflegebranche verändert werden müsste, um den Beruf erstens attraktiver und zweitens auf lange Sicht für ambitionierte Pflegekräfte immer wieder interessant zu machen, der muss sich zunächst mit den derzeitigen Voraussetzungen und Realitäten auseinandersetzen. Denn grundsätzlich mangelt es nicht an Menschen, die gern und aufopferungsvoll in der Pflege arbeiten wollen.

 

Woran es aber massiv mangelt, ist die Wertschätzung dieses so wichtigen Berufes. Das beginnt natürlich bei der Vergütung für diese aufopferungsvolle Tätigkeit und geht über die Mindestbesetzungsregelung bis hin Supervisions- und Reflexionsangeboten für die Pflegenden und bis zur Entbürokratisierung im Pflegealltag.

 

Veränderungen, die das Berufsleben im Pflegesystem leichter machen

 

Schon eine gut durchdachte und umsetzbare Mindestbesetzungsregelung würde in so manchem Alten- und Pflegeheim eine starke Entlastung der angespannten Situation mit sich bringen. Denn wenn nicht eine oder zwei Pflegekräfte den gesamten Wohnbereich oder die Station mit zum Teil bis zu 28 oder 30 Bewohnern alleine betreuen und versorgen müssten, wäre der derzeitig stetig hohe Krankenstand unter den Pflegenden weitaus geringer.

 

Für den sowohl körperlichen als auch seelisch anstrengenden Beruf eines Altenpflegers sollten genügend Möglichkeiten geschaffen werden, um die belastenden Situationen richtig aufarbeiten zu können. Nicht umsonst gibt es unter den Pflegekräften nach wie vor die höchste Anzahl an Suchterkrankungen, denn nicht jeder kann auf Dauer eine belastende Situation unter dem Deckmantel der aufgesetzten Heiterkeit verstecken.

 

Weniger Papierkram entlastet ungemein. Denn Pflegefachkräfte haben in der Regel diesen Beruf erlernt, um ganz besonders ältere und kranke Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten, zu unterstützen und zu pflegen. Doch die Schreibtischarbeiten haben in den letzten Jahrzehnten so stark zugenommen, dass sehr viel weniger Zeit für die Bewohner übrig bleibt. Am Ende kann der Anspruch, dem alten und kranken Menschen ein menschenwürdiges Leben zu garantieren einfach nicht eingehalten werden.

 

Zeit! Ein nicht zu unterschätzender Begriff, vor allem im Pflegebereich. Die fehlende Zeit beginnt bereits bei der Ausbildung der Pflegeschüler. Diese sollen in ihrer praktischen Ausbildung natürlich nicht nur lernen, wie man einem bettlägerigen Bewohner wäscht und das Essen anreicht. Doch aufgrund der ständigen Unterbesetzung des akuten Zeitmangels kommt es leider immer häufiger vor, dass Pflegeschüler zu wenig fachliche Kompetenz erlangen können. Denn es ist in vielen Alten- und Pflegeheimen schlichtweg niemand da, der ihnen den praktischen Teil ihrer Ausbildung gewährleisten kann. Stattdessen können Pflegeschüler im 2. Jahr ihrer Ausbildung perfekt Betten beziehen, Körperhygiene vollführen und Essen anreichen. Doch reicht das wirklich, um später eine fachlich kompetente Pflegekraft zu sein? Ganz abgesehen davon, dass es durchaus auch Pflegeeinrichtungen gibt, die ihren Pflegeschülern aus zeitlichen und personellen Gründen noch nicht einmal die Möglichkeit geben, ihren Praxisauftrag für die theoretische Ausbildung zu gewährleisten, scheint es derzeit in sehr vielen Einrichtungen immer öfter chaotische Zustände anzunehmen.

 

Fazit

 

Das Pflegesystem und die Frage danach, wie ist der Job wirklich, ist wohl eher ein unausgewogenes Verhältnis von Theorie und Praxis. Abgesehen von kurzen Schichtwechseln, zu geringer Bezahlung und dem bereits bekannten Personalmangel ist es die Mindestbesetzungsregelung, die entweder gänzlich fehlt oder schlichtweg an den tatsächlichen Gegebenheiten vorbei entschieden wurde.

Doch neben diesen vielen Missständen gibt es auch schöne Momente im Leben eines Altenpflegers. Denn dieser Beruf ist sehr facettenreich, anspruchsvoll und bietet immer wieder auch die Befriedigung, etwas Gutes getan zu haben.

Zurück

Sie wollen eine Pflegeimmobilie kaufen?

Sofort-Beratung - kostenlos und unverbindlich.
Rufen Sie uns an - wir nehmen uns gerne Zeit für eine persönliche Beratung!