Um die Webseite optimal gestalten und fortlaufend verbessern zu können, werden auf dieser Webseite Cookies verwendet. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.Datenschutzerklärung
Im Gegensatz zu den letzten Jahrzehnten, wo die Tätigkeit von gut ausgebildeten Pflegekräften meist nur mit einem Nebensatz erwähnt wurde, hat sich für all die Beschäftigten in den Alten-, Senioren- und Pflegeheimen sowie in den mobilen Pflegediensten so einiges verändert. Mittlerweile ist die Arbeit des Pflegepersonals weit mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt, und das ist auch gut so. Immerhin sind es genau diese Fachkräfte, die, gut ausgebildet und mit großem Engagement, sich um jene Menschen kümmert, für die Familien immer weniger Zeit habend und die von der Gesellschaft nicht mehr uneingeschränkt akzeptiert werden. Doch die Pflege und Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen ist eine zeitaufwendige und zum Teil sehr arbeitsintensive Angelegenheit. Leider kann sie in ihrer ursprünglich angedachten Art und Weise heutzutage nicht stattfinden. Das liegt nicht etwa an den Pflegern und Pflegerinnen, sondern schlicht und ergreifend an den Umständen und Bedingungen.
Was sich für Pflegekräfte bereits verändert hat?
Zunächst einmal sind es die Pflegestärkungsgesetze, die sich natürlich auch bei den Pflegekräften im Arbeitsalltag bemerkbar machen. (Quelle: https://www.pflege.de/pflegekasse-pflegerecht/pflegegesetz-pflegereform/pflegestaerkungsgesetze/; Zugriff am: 06.12.2017) Im PSG I wurden vordergründig demenzkranke Menschen stärker einbezogen wurden. Das bedeutet, dass diese Menschen verbesserte Betreuungs- und Pflegeleistungen erhalten. In diesem Zusammenhang hat sich jetzt, und vor allem in den kommenden Jahren, ein erhöhter Bedarf an fachlich kompetenten Pflegepersonal heraus kristallisiert. Das PSG II gilt allgemeinhin als die bedeutendste Reform im Pflegebereich. Denn hier wurde nicht nur der Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert, sondern auch ein neues Bewertungssystem eingeführt. Darüber hinaus gibt es nun seit Anfang 2017 anstatt drei Pflegestufen insgesamt 5 Stufen. Im PSG III schließlich geht es darum, das unter anderem kommunale Beratungsangebote besser organisiert und gesteuert werden können und sollen, das es mehr solcher Beratungsprojekte geben soll und dass auch hier wieder verstärkt Angebote und Modellversuche für Demenzkranke einbezogen werden.
Neben diesen Gesetzen, die die Pflegebranche stärken und verbessern sollen, steht aber für Pflegekräfte selbst, eindeutig die Veränderung ihrer eigenen finanziellen Situation im Mittelpunkt. So wird der gesetzliche Mindestlohn im Januar 2018 in den alten Bundesländern auf 10,55 € pro Stunde und in den neuen Bundesländern auf 10,05 € ansteigen. Bis zum Jahr 2020 hat die Bundesregierung zwei weitere Stufen geplant, so dass der Lohn dann bis zu 11,35 € (West) beziehungsweise 10,85 € (Ost) angehoben wird. (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/mindestlohn-mehr-geld-fuer-pflegekraefte-1.3478555; Zugriff am: 06.12.2017)
Was sich für Pflegekräfte noch nicht verändert hat?
Wenn es um eine angemessene Bezahlung geht, stehen wohl die Pflegekräfte in Senioren- und Altenheimen sowie Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten und Fachkräfte aus Pflegeheimen auch heute noch immer eine Stufe hinter Krankenschwestern. Selbst Helfer im Pflegebereich, die meist nur eine einjährige Ausbildung absolviert haben, haben am Ende des Monats nur geringfügig weniger als eine examinierte Pflegefachkraft auf dem Gehaltszettel. Doch auch die regionale Unterscheidung ist immer noch spürbar, wenn es um die gerechte Entlohnung für gleiche Arbeit geht. Auch mit der Regelung für die stufenweise Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes wird der Abstand zwischen dieser Lohnschere kaum geringer.
Darüber hinaus hat sich mit den Pflegestärkungsgesetzen und dem gesetzlichen Mindestlohn aber die Arbeitssituation im Großen und Ganzen gar nicht oder nur zögerlich verändert. Es ist wohl ein Zuwachs an Nachwuchs zu verzeichnen, sprich ein höheres Interesse bei den Auszubildenden, die nun langsam wieder die Klassenräume besser auffüllen. Indes die gute Ausbildung benötigt ihre Zeit und so stehen Pflegefachkräfte auch heute noch oftmals allein auf weiter Flur. So ist es nicht untypisch, dass aus Personalmangel eine Fachkraft einen ganzen Flur im Pflegeheim allein betreuen muss. Hilfe bei der Körperhygiene, Anziehen, Essen anreichen und vieles mehr auf den Schultern von nur einer Fachkraft? Es kommt sicherlich auf die Größe des Heimes an, aber wer schon einmal einen Verwandten für eine bestimmte Zeit unterstützt und betreut hat, wird in etwa wissen, wie viel Zeit man für eine Person benötigt, allein um die nötigen und ganz alltäglichen Dinge abzudecken. Eine Fachkraft muss aber auch die individuellen Medikamente vorbereiten, Pflegepläne schreiben, um nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltag aufzuzeigen. Woher also die Zeit nehmen, um dem alten und pflegebedürftigen Menschen auch einmal ein bisschen Seelentrost zu spenden? Woher also die Zeit nehmen, um dem Menschen, den man betreut, nicht ständig das Gefühl geben zu müssen, auf einem gewärmten Abstellgleis mit Vollverpflegung zu sitzen?
Was muss sich für Pflegekräfte noch verändern, damit man seiner Berufung wieder nachgehen kann?
Die Pflegereformen und die gesetzlichen Vorgaben zum Mindestlohn sind die eine Sache. Doch die andere Seite besteht aus Arbeitsüberlastung bis hin zum ungewollten „Ausgebrannt-sein“. Selbst junge Pflegefachkräfte oder jene, die ihre Praxiswochen während der Ausbildung absolvieren, klagen über diverse Rücken- und Knieprobleme, werden schneller und häufiger krank, als junge Erwachsene in anderen Berufszweigen. Der Grund ist hier eindeutig in der körperlich schweren Arbeit zu suchen, die natürlich nicht unbedingt leichter wird, wenn man zusätzliche Patienten mit übernehmen muss, weil einfach überall das nötige Fachpersonal fehlt.
Viele Fachkräfte arbeiten mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen nur noch in Teilzeit, was aber natürlich wieder den Inhalt der Lohntüte schmälert. Andere wiederrum werden nur stundenweise eingestellt, und haben so auch nicht wirklich den wahren Vorteil des gestiegenen Mindestlohnes.
Der wohldurchdachte Personalschlüssel wäre also unbedingt der nächste wichtige Schritt, will man die Pflegebranche wirklich reformieren.
Fazit
Es geht nicht immer nur um das Geld, wenn man davon spricht, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden müssen. Bei diesem Thema geht es immer auch darum, einen Beruf wieder attraktiv zu gestalten, der in der Zukunft mehr denn zwingend erforderlich ist. Denn unserer alternden Gesellschaft fehlen flächendeckend so viele gut ausgebildete Fachkräfte für den Pflegebereich, dass es erschreckend ist. Bei dem demografischen Wandel aber, wird sich noch einiges ändern müssen, bis man sagen kann: Eine Pflegekraft, die einen so wichtigen Job zum Wohle älterer und pflegebedürftiger Menschen macht, wird ihrem Engagement entsprechend bezahlt. Und neben dem finanziellen Aspekt gehört auch endlich die Wertschätzung für diese Branche dazu. Die kann man nicht in Euros beziffern, aber man kann in der Gesellschaft einiges dafür tun, dass Fachkräften in der Pflege mehr Respekt und Anerkennung gezollt wird. Das würde zum Beispiel damit beginnen können, dass man die Pflege älterer oder demenzkranker Menschen nicht mehr nur einer Handvoll Personal überlässt, sondern endlich einen vernünftigen und verbindlichen Personalschlüssel auf den Weg bringt.