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Schon lange gilt der Bereich Pflege als permanent unterbesetzt. Trotz des demografischen Wandels in unserer Gesellschaft, in der Menschen immer älter werden und mit zunehmendem Alter umfassende Pflege und Betreuung durch Fachkräfte benötigen, kann man derzeit nicht unbedingt von einer Branche mit guten Zukunftsaussichten sprechen. Angefangen von zu wenig gut ausgebildeten Fachkräften über sanierungsbedürftige Pflegeheime bis hin zu immer neuen Auflagen und Gesetzesvorlagen, um nur einige Gründe zu nennen, sieht sich die Branche immer wieder in der Außenseiterrolle, denn die offensichtlichen Probleme, werden nur halbherzig angegangen.
Die Hauptgründe für den ständigen Übernahmekampf der Pflegeheimbetreiber
An vorderster Front steht bei den Gründen für die ständigen Übernahmekämpfe der Pflegeheimbetreiber wohl der des permanenten Fachkräftemangels. Viele gut ausgebildete Fachkräfte sind nötig, um ein modernes Pflegeheim mit all seinen Ansprüchen und Vorgaben am Laufen zu halten. Einmal abgesehen von den damit verbundenen Personalkosten, ist jedes Pflegeheim darum bemüht, mehr Personal einzustellen. Doch trotz des Pflegestärkungsgesetzes 2, welches seit Anfang 2017 in Kraft getreten ist, scheint es keine positive Veränderung zu geben. Immerhin sollte dieses Gesetz im Rahmen der Pflegereform unter anderem auch eine stärkere Entlastung des Personals mit sich bringen. Fachkräfte, die sich seit Jahren darum bemühen, jedem Bewohner eines Pflegeheims bestmögliche Betreuung und Fürsorge zukommen zu lassen, sehen sich aber nach wie vor in der Situation, diese Pflege nicht geben zu können. So ist es in vielen Heimen nicht ungewöhnlich, dass eine Pflegekraft für rund 50 Bewohner zuständig ist. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass nicht immer alle Bewohner täglich geduscht werden können, geschweige denn mit ihnen gemeinsam ein Spaziergang unternommen werden kann. Dies betrifft mittlerweile nicht mehr nur die Pflegeheime selbst, sondern setzt sich bis zur mobilen Pflege fort. Gut ausgebildete Pflegekräfte stehen also schon nach verhältnismäßig kurzer Berufstätigkeit vor der physischen und psychischen Überbelastung, was häufige Fehlzeiten durch Krankheiten bis hin zum gesundheitsbedingten Ausscheiden aus dem Beruf nach sich zieht.
Ein weiterer, sehr wichtiger Grund für den regelmäßigen Übernahmekampf der Pflegeheimbetreiber sind die Heime selbst. Viele der Heime sind mittlerweile sanierungsbedürftig oder müssen aufgrund der Einzelzimmervorgabe auf den neuesten Stand der Heimmindestbauverordnung sowie dem Rahmenhygieneplan gebracht werden. Das bedeutet, dass die baulichen Veränderungen den Bewohnern in jedem Fall zugutekommen, doch nicht von jedem Pflegeheimbetreiber zu finanzieren sind. Denn dem gegenüber steht natürlich die Auslastung eines Hauses, die aber nur mit genügend Personal in geforderter und gewünschter Qualität gewährleistet werden kann.
Wenn man also vom Übernahmekampf der Pflegeheimbetreiber spricht, so spricht man im Endeffekt von einem wahren Teufelskreis, denn das eine geht ohne das andere nicht und umgekehrt.
Das hat das Pflegestärkungsgesetz 2 mit dem Übernahmekampf zu tun
Ziel des Pflegestärkegesetzes ist es grundlegend, mehr Leistungen für Pflegebedürftige bereitzustellen, pflegende Angehörige besser zu Entlasten und Fachpflegekräften mehr Zeit für ihre Patienten zu gewährleisten. Darüber hinaus wurden die bisherigen drei Pflegestufen auf insgesamt fünf angehoben, so dass nun auch Menschen mit geistigen und seelischen Beeinträchtigungen in den Leistungskatalog der Pflegeversicherung aufgenommen werden können. (Quelle: http://www.pflegestaerkungsgesetz.de/die-pflegestaerkungsgesetze/#c1167, Zugriff am 01.07.2017)
Dieses Ziel ist mit Sicherheit ein schon längst fälliger Schritt in die richtige Richtung, damit endlich ein Umdenken in der Pflege kranker und alter Menschen vonstattengehen kann. Doch die Umsetzung scheint nicht optimal zu funktionieren. Denn schon allein die Erweiterung der Pflegegrade erfordert eindeutig mehr Personal in den Pflegeheimen. Laut den im Vorfeld aufgestellten Prognosen sollte es durch das neue Pflegestärkungsgesetz 2 circa 3 Prozent mehr Fachkräfte in den Heimen geben. Aber Pflegeheimbetreiber sind sich einig: Durch das neue Begutachtungssystem wird es in Zukunft zwar gut ausgelastete Heime geben, aber nicht alle neuen Bewohner können von dem neuen Leistungskatalog profitieren. Am Ende wird es also nach Meinung der Pflegeheimbetreiber darauf hinauslaufen, dass die Arbeit für die Fachkräfte gleich hoch bleibt, die Aufwandsentschädigungen aber für die Heime selbst geringer ausfallen könnten.
In Baden-Württemberg wird zu diesem Problem ein Kompromiss gefunden
Am 23. Februar 2017 trafen sich Pflegeheimbetreiber mit den Kassen und den Kommunen vor dem Schiedsgericht in Stuttgart, um das Problem mit dem erhöhten Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften zu lösen. Alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass für die Umsetzung der lang ersehnten Pflegereform eindeutig mehr Fachkräfte benötigt werden. Für das Land Baden-Württemberg wurde sich dahingehend geeinigt, dass zunächst fünf Prozent mehr Pflegepersonal eingestellt wird und bis zum Jahre 2020 für noch einmal drei Prozent mehr Fachkräfte Bedarf besteht. (Quelle: https://correctiv.org/recherchen/pflege/artikel/2017/04/11/die-groesste-pflegereform-aller-zeitenaber-bei-den-pflegekraeften-kommt-fast-nichts/, Zugriff: 01.07.2017)
Ob das Beispiel von Baden-Württemberg bundesweit jedoch Schule machen wird, steht derzeit zu bezweifeln. Denn im Augenblick gibt es noch nicht einmal verlässliche Zahlen zu den tatsächlich benötigten Fachkräften.
Fazit
Der Übernahmekampf der Pflegeheimbetreiber hat nun doch eine neue Stufe erreicht. Ging es vor einigen Jahren noch darum, Heime kostendeckend auszulasten, geht es heute einmal mehr darum, Pflege mit guter Qualität zu gewährleisten. Dass dann kleinere Pflegeheime schnell an ihre Grenzen kommen, steht außer Frage, ebenso dass die kleinen Heime dann unter Konkurrenzdruck geraten und von einer Pflegeheimkette übernommen werden. Eine Spirale, die sich immer weiter abwärts zu drehen scheint. Fehlen die Fachkräfte, kann keine optimale Pflege und Betreuung gewährleistet werden, was zur Folge hat, dass potenzielle Bewohner sich ein anderes Heim suchen. Ist hingegen das Heim gut ausgelastet, sind Mitarbeiter schnell überlastet, gehen in den Krankenstand und fallen aus. Dies hat zur Folge, dass die umfassende Betreuung und Pflege erneut nicht gewährleistet werden kann.
Für Außenstehende stellt sich zunehmend die Frage, wie einer Branche mit so vielen Zukunftsmöglichkeiten, auf diese Art regelrecht die Luft zum Atmen genommen wird. Denn gut ausgebildetes Pflegepersonal wird man auch in den nächsten Jahrzehnten händeringend suchen und benötigen, ebenso wie auch in der Zukunft ausreichend Pflegeheimplätze benötigt werden, die eine qualitativ hochwertige Pflege gewährleisten und bieten können.