Zahl der Pflegebedürftigen nimmt weiterhin stark zu

Immer mehr Menschen zählen zu den Pflegebedürftigen in unserer Gesellschaft, denn Menschen werden heute dank des wissenschaftlich-technischen Forstschritts und der guten allgemeinen Gesundheitsversorgung immer älter. Natürlich ist nicht jeder ältere Mensch gleichzeitig pflegebedürftig, doch auch hier gibt es Veränderungen. Waren ältere Menschen in längst vergangenen Zeiten bereits kurz nach dem Renteneintrittsalter auf Hilfe angewiesen, sind derzeit unsere Senioren in diesem Lebensabschnitt ungleich aktiver und gesünder. Doch das Grundproblem bleibt: Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt weiterhin stark zu und verlangt jetzt und in Zukunft einiges von Staat und Gesellschaft. Denn steigenden Zahlen in Bezug auf Pflegebedürftigkeit kann man nicht allein mit der Schaffung von Heimplätzen und Betreuungsangeboten gegenübertreten. Vielmehr muss hier ein gutes Konzept gefunden werden, bei dem der Fachkräftemangel nicht noch größer wird, wenn immer mehr ältere und kranke Menschen in unserer Mitte auf fachgerechte Pflege und Betreuung angewiesen sind. 

 

Was sich allgemein in den letzten Jahren stark verändert hat

 

Wenn wir heute vom demografischen Wandel sprechen, so ist damit nicht allein die Tatsache gemeint, dass aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge in der Vergangenheit prozentual gesehen mehr ältere Menschen als jüngere in unserer Gesellschaft leben. Dieser Umstand ist mit Sicherheit auch eine Voraussetzung dafür, dass eine Gesellschaft altert. Doch es hat sich in den vergangenen Jahrzehnten noch viel mehr verändert. 

Zum einen nehmen aufgrund der jahrelangen guten Gesundheitsfür- und –vorsorge weitaus mehr ältere Menschen auch über das Renteneintrittsalter hinaus aktiv und voller Elan am Leben teil. Zum anderen verschiebt sich dadurch das Alter, in denen körperliche und geistige Fähigkeiten stark herabgesetzt werden, weiter nach hinten. So wie wir vor Jahrzehnten noch den Begriff „Alter“ definiert haben, so gibt es diese klassische Altersbegrenzung längst nicht mehr.

 

Gegenüber längst vergangenen Zeiten hat sich aber auch der traditionelle Familienverband stark verändert. Lebten früher mehrere Generationen unter einem Dach und waren füreinander da, sind heute immer mehr, vor allem ältere Menschen allein und alleingelassen. Die Folge: Wenn heute Menschen im fortgeschrittenen Alter die Pflege und die Hilfe von anderen Personen brauchen, sind Familienangehörige kaum noch oder nur in begrenztem Zeitrahmen für die Pflegebedürftigen da. Dieser Umstand, den wir unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Zeit verdanken, ist zwar nicht maßgeblich daran beteiligt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen weiterhin stark zunimmt, doch sie ist als Begleiterscheinung zu sehen, die sich immer mehr in den Vordergrund zu schieben droht. Was einst von Familienmitgliedern mit übernommen wurde, verlagert sich heute teilweise schon recht frühzeitig auf öffentliche oder private Einrichtungen der Pflege oder auf mobile Pflegedienste und Betreuungsangebote.

 

Was sich derzeit ändert

 

Durch die Pflegereform, welche seit dem 01.01.2017 unter anderem auch den Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert, gibt es mittlerweile mehr Pflegestufen. Das bedeutet, dass in den sechs entscheidenden Bereichen Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Probleme, Selbstversorgung, Umgang mit krankheits- oder therapeutischen Belastungssituationen sowie die Gestaltung des Alltags und die Wahrung sozialer Kontakte eingeschätzt wird, ob jemand in eine der mittlerweile fünf Pflegegrade einzustufen ist. 

Darüber hinaus ist die Unterbringung im Heim nicht mehr nur die einzige Möglichkeit, um pflegebedürftige Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen, zu pflegen und zu betreuen. Wo es möglich und ausreichend ist, haben sich längst die mobile Pflege oder auch betreute Wohngruppen sowie Tageszeitpflegestellen als Alternative zur Heimunterbringung durchgesetzt.

In puncto Heimunterbringung wird zudem durch die Heimmindestbauverordnung sowie die individuellen Rahmenhygienepläne der einzelnen Bundesländer vermehrt darauf geachtet, dass auch pflegebedürftige Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können. Das bringt immer noch viele Maßnahmen in Richtung der optimalen Ausstattung eines Pflegeheimes mit sich. Doch immer mehr Heime sind in der Lage, älteren und kranken Menschen ein Altern in Würde zu ermöglichen.

Ganz allgemein ist nun auch seit diesem Jahr die Ausbildung den heutigen Ansprüchen angepasst worden. So wurden die Ausbildungen in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege in einem neuen Pflegeberufsgesetz zusammengeführt.

 

Was sich in Zukunft ändern muss

 

Um der stetig steigenden Zahl der Pflegebedürftigen gut gewappnet gegenübertreten zu können und diese Herausforderung fachlich kompetent anzugehen, muss sich noch vieles in Zukunft ändern.

Wenn man bedenkt, das Ende 2015 bereits 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig waren und sich diese Zahl bis 2030 durchaus bis auf 3,4 Millionen erhöhen dürfte, wird schnell klar, dass der immer noch vorherrschende Fachkräftemangel im Bereich Pflege unbedingt beseitigt werden muss. (Quelle: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Pflege/Pflege.html, Zugriff: 04.09.2017). Den sogenannten Pflegenotstand aus den vergangenen Jahren wieder aufzuholen, ist eine enorm große Aufgabe. Doch nur so kann der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen gegenüber getreten werden. 

 

Wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2012 aufzeigt, ist die Bereitstellung und Nutzung von unterschiedlichen Pflegeformen durchaus ein Weg, um das Defizit zwischen Pflegebedürftigen und Pflegefachkräften zu minimieren. Das bedeutet, dass beispielsweise die Pflege im ambulanten Bereich sowie jene durch Familienangehörige die Versorgungslücke nahezu halbieren könnte. (Quelle: https://www.bmg.bund.de/index.php?id=646, Zugriff: 06.09.2017). 

 

Der Pflegeberuf muss also deutlich attraktiver und flexibler gestaltet werden, um der zunehmenden Zahl der Pflegebedürftigen in Zukunft entspannt entgegensehen zu können. Denn gute Pflege wird auch in Zukunft bedeuten, dass man Zeit und Zuwendung braucht, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Zusätzliche Betreuungskräfte in der stationären Pflege können zum Beispiel maßgeblich zur Verbesserung des Pflegealltags beitragen. Darüber hinaus sind es aber auch Maßnahmen wie der Abbau der Bürokratie, verstärkter Öffentlichkeitsarbeit oder auch der Einsatz zugewanderter Pflegekräfte mit guten Deutschkenntnissen in Wort und Schrift, die mehr Zeit für die Pflege lassen. (Quelle: https://www.bmg.bund.de/index.php?id=646, Zugriff: 06.09.2017). 

 

Fazit

 

Wer der wachsenden Zahl der Pflegebedürftigen auch in Zukunft mit ruhigem Gewissen und fachlicher Kompetenz gegenübertreten will, muss sich darum kümmern, dass Pflegefachkräfte durch optimierte Rahmenbedingungen den Spaß und die Kraft an ihrem Beruf nicht verlieren. Dauerhaft die Arbeit für drei zu verrichten, ist für keinen noch so gut ausgebildeten Altenpfleger machbar. Den Anspruch, durch Zuwendung und mit der nötigen Zeit alte und kranke Menschen gut zu pflegen, kann man nicht entsprechen, wenn man gerade einmal Zeit für die tägliche Grundversorgung hat. 

Der Fachkräftemangel im Bereich der Pflege muss nachhaltig und schnell beseitigt werden. Durch diverse Maßnahmen und Reformen kommt vielleicht endlich einmal ein wenig mehr Flexibilität in die Pflege, so dass in Zukunft die Zunahme der Pflegebedürftigen niemanden mehr an seine Grenzen bringt.

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